Heiligabend II



Kein Götzenbild sollen wir uns machen
von Dir, unserm Gott.
Denn Du bist nicht der Gott des Stärkeren,
der Gott des Geldes und der Macht,
der Gott, der Lasten aufbürdet und verurteilt.
Damit unser Herz nicht in die Irre geht,
hast Du uns selbst ein Zeichen gegeben,
göttlich und menschlich zugleich,
unmissverständlich und zu Herzen gehend.

Wir danken Dir für das Zeichen der Krippe,
für die sich ein Platz fand in Bethlehem
und die heute ihren Platz findet
in den Hütten der Armen,
in den Zelten der Flüchtlinge,
in den Zimmern der Einsamen,
in der Not der Arbeitslosen,
in den Drogenquartieren,
in den Gefangenenlagern,
an Krankenbetten, in Todeskämpfen
und in den Niederlagen unseres eigenen Leben.
Uns allen schenkst Du,
was wir am meisten brauchen:
Deinen Frieden für unsere Welt
und den Gott, der für uns da ist.

Wir danken Die für die verbindende Kraft
des Kindes in der Krippe.
Hirten und Weise, durch Welten getrennt,
finden am gleichen Ort Glück, Vertrauen und ihren Auftrag,
gleichermaßen überwältigt vom Anblick deiner Liebe.

So vertrauen wir auf die verbindende Kraft
des Kindes in der Krippe auch in unsern Tagen,
damit die Unterschiede nach Konfessionen, Nationen und Rassen,
nach Besitz, Erfahrungen und Interessen es uns nicht unmöglich machen,
Dein Volk zu sein unter allen Völkern, damit Dein Licht leuchte
und die Botschaft vom Kind in der Krippe
verstanden werde in jeder Sprache.

Wir danken Dir für das Zeichen der Krippe,
widersprüchlich wie das Zeichen des Kreuzes:
bereits das namenlose Kind verfolgt
von den Mordkommandos des Herodes,
nicht anders, als der Mann Jesus verfolgt wurde
vom Eifer der Frommen
und von den Ängsten der Herrscher.

Deshalb bitten wir dich, dass Du uns Kraft verleihst,
wenn wir uns entscheiden müssen
zwischen Herodes und Josef auf der Flucht nach Ägypten,
dass wir nicht heute „Hosianna“rufen
und morgen „Kreuzige ihn“.
Und wenn wir es dennoch getan haben,
dann erbarme Dich unser um Jesu willen,
dem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz