Pazifische Plastiksuppe auslöffeln

Struwwelpeters „Suppenkasper“ musste mir nie als abschreckendes Beispiel vorgehalten werden. Meine Suppe habe ich immer gern gesessen. Auf jeder Speisekarte studiere ich zuerst die Kategorie Suppen.

So sind mir eine ganze Reihe kulinarischer Suppennamen geläufig. Dieser war mir neu: „Pacific Plastic Soup“, „Pazifische Plastik-Suppe“. Fast im selben Augenblick erfuhr ich, dass diese Suppe absolut ungenießbar ist: Bestehend aus ca. 100 Mio. Tonnen Plastikmüll und Meerwasser, bedeckt sie die doppelte Fläche der USA im Nordpazifik. So verdient sie sich den Titel der größten schwimmenden Müllhalde der Welt. Meeresströmungen treiben den Abfall der Pazifik-Anlieger im Nordatlantik zusammen.

Die Sache ist gespenstisch, ein Horror. Trotzdem fühle ich, dass der Humor, auch der Schwarze Humor zu den Gaben Gottes gehören. Sie helfen uns, die Sünden an der Schöpfung wahrzunehmen, um dann den Weg der Umkehr zum Leben zu beginnen. Denn wer wollte diese Suppe wirklich auslöffeln? Und einen Ausguss, in den wir sie schütten könnten, gibt es auf diesem Erdball nicht.

Ich werde jedenfalls die „Pazifische Plastik-Suppe“ in meinen Zitatenschatz aufnehmen; für den Fall, dass in Gemeinde oder Nachbarschaft wieder mal darüber gestritten wird, ob Müllvermeidung Bürger- und Christenpflicht ist. Denn auch jene schwimmende Müllhalde hat ja mal mit harmlosen Plastiktüten oder Joghurtbechern angefangen, egal ob sie in Hongkong oder San Francisco weggeworfen wurden.

(8. März 2008)