Tierversuche


Grüß Gott, liebe Christenmenschen,

natürlich leben wir Kirchenmäuse nicht in einer heilen Welt. Aber daß Menschen so etwas tun, hätte ich mir in meinen bösesten Träumen nicht vorstellen können. Das muß so schnell wie möglich geändert werden, oder meine Beziehung zu den Christenmenschen bekommt einen irreparablen Knacks.

Aber der Reihe nach: Seit Monaten liegt mir eine meiner treuesten Leserinnen in den Ohren, ich solle mich endlich einmal mit den Tierversuchen der Menschen auseinander setzen. Sie findet es verdächtig und unverantwortlich, daß ich mich über alles mögliche verbreite und zu diesen Dingen schweige.

Also habe ich meine finsteren Ahnungen beiseite gelassen und bin hingegangen zum „Tribunal ehemaliger Versuchstiere“. Den Ort des Geschehens behalte ich wohl besser für mich. Ich traf Mäuse, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen, Hunde, Schweine, sogar einen Affen und ein Pony. Eine Handvoll für ihr restliches Leben gezeichneter Kreaturen aus dem Millionenheer der Versuchstiere; jedes auf abenteuerliche Weise entkommen; einige befreit durch Menschen, die ihr Elend nicht mit ansehen konnten.

Zurückgekehrt in den scheinbaren Frieden meiner Kirche weiß ich längst nicht alles über die Tierversuche. Ich hörte von Tierversuchen, die allein deshalb gemacht werden, damit Menschen darüber schreiben können, um so bekannt zu werden. Denn nur so gibt’s Geld und Aufträge. Ich weiß von ungezählten Tiermartyrien‚ bei denen nur zum x-tenmal festgestellt wird, was alle längst wissen: z.B. daß falsches Essen krank macht, daß zu viel Alkohol Kreislauf und Leber zerstört, daß viele von Menschen zusammengerührte Gifte Krebs erzeugen, usw. Auch die Heilmittel sind längst bekannt: vernünftig leben, bzw. vermeiden!

Besonders empört es mich, daß es immer noch reichlich menschliche Experimentatoren gibt, die ernsthaft behaupten, daß wir Tiere in ihren Labors keine Ängste und keine Schmerzen erlitten. Ich bin sicher, wenn es um ihren Hätschelhund ginge, würden sie solch grausamen Blödsinn nicht über die Lippen bringen.

Im Moment klammere ich mich an die Entdeckung, daß es tausende angesehener Ärzte und Forscher unter den Menschen gibt, die behaupten, daß Tierversuche von A-Z unnötig sind. Ich hoffe verzweifelt, daß sie recht haben. Denn letzten Endes gibt es in der Sprache der Menschen nur einen Namen für Orte, wo so etwas geschieht wie in den meisten Tierversuche-Labors. Wenn es um Menschen als Opfer geht, nennen sie es KZ.

Eure Kirchenmaus