Wie Felix die Kirchenmaus zu ihrem Namen kam

Frohe Weihnachten, liebe Christenmenschen,

und selbstverständlich feiern wir Kirchenmäuse mit! Das ist unser gutes Recht, denn unsere ruhmreichen Ahnen waren ja auch in der Heiligen Nacht mit dabei. Auf den Gedanken seid Ihr vor lauter Ochs und Esel wohl noch nie gekommen, wie? Zugegeben‚ damals durften wir uns noch nicht „Kirchenmäuse“ nennen. Da waren wir ganz gewöhnliche und allgegenwärtige orientalische Stallmäuse. Aber der gute Petrus war ja auch noch nicht Bischof von Rom, sondern lernte zu Papas Füßen gerade, einen Barsch von einem Karpfen zu unterscheiden. Ja, so war das damals.



Der König Herodes hatte seinen Kammerjäger, der nach der Zahl der abgelieferten Mäuseschwänze bezahlt wurde. Aber bei den armen Leuten, da fand meinesgleichen immer ein Auskommen. Und jetzt wollt Ihr sicher wissen, wie unsere Vorfahren zu Bethlehem das große Ereignis miterlebt haben.
Offen gesagt, besonders freundlich hat sich die Heilige Familie bei meinen Ahnen nicht eingeführt. Der werdende Vater hat in seiner Hektik irgendeinen Platz fürs Baby gesucht. Na, und da hatte er keine bessere Idee, als ruckzuck alle Futterreste und alles Stroh aus der Krippe rauszufegen. Ich bin sicher, er hat gar nicht gemerkt, daß er dabei ein ganzes liebevoll eingerichtetes Mäusenest mit auf den Boden befördert hat. Ein, zwei Arme voll sauberes Stroh, und fertig war die weltberühmte Krippe. Aber meine Artgenossen hatten das Nachsehen. Wie gut, daß wir seit dem sechsten Schöpfungstag darauf eingestellt sind, blitzschnell auf Gefahren zu reagieren. Im Dunkel des Stalles hat sich die Mäusefamilie dann erst mal von ihrem Schrecken erholt, und der Esel war so freundlich, den Vertriebenen etwas Eßbares zuzuscharren. Wollt Ihr es den Krippenmäusen verdenken‚ daß sie erstmals ganz schön empört waren?

Daß es dabei nicht geblieben ist, war allein den Hirten zu verdanken. Die standen plötzlich im Stall, ganz aufgeregt, und haben sich ausdrücklich nach einem Kind in der Krippe erkundigt. Eine Krippe sollte es sein und nichts anderes. Dort sollte der Lebensweg des Heilands der Armen beginnen.

Was vermag eine Maus gegen den Willen ihres Schöpfers‚dachte mein gottesfürchtiger Urahn, seines Zeichens Oberhaupt der Mäusefamilie im Stall von Bethlehem. Von jener Nacht an nannte er sich Felix, der Glückliche, weil er dies alles miterleben durfte, auch wenn sein Nest dabei unbrauchbar wurde. Ich bin stolz, heute seinen Namen zu tragen. Und jetzt wißt Ihr auch, warum wir Kirchenmäuse auf unserem Wohnrecht in Euren Gotteshäusern bestehen. Wir wollen Euch an den Heiland der Armen erinnern. Er ist am liebsten in ihren Hütten ein- und ausgegangen. Ich möchte, daß ihr das in Euren schönen Kirchen und Wohnungen nicht vergeßt, z.B. bei der Brot-für-die-Welt-Kollekte.

Eure Kirchenmaus