Reichspogromnacht


Lasst uns beten zum Herrn,
dem Gott Sarahs und Abrahams,
der Israel erwählt aus der Menge der Völker,
der alle Völker segnet durch Jesus,
den Sohn einer jüdischen Mutter.

Ja Herr, wir haben gesündigt
an unserm Bruder Israel und vor Dir,
darum sind wir nicht wert,
Deine Kirche zu heißen.

Denn wir haben geschwiegen
und die Augen abgewendet,
als Rassenhetze und Hass
das jüdische Gotteshaus unserer Stadt in Flammen setzte ,
als unsere jüdischen Schwestern und Brüder
aus ihren Wohnungen gezerrt wurden
wie zuvor tapfere Kommunisten,
Sozialdemokraten und Gewerkschafter.
Ihnen allen sind wir alles schuldig geblieben
und haben dadurch Jesus, den Sohn Israels, verleugnet.

Bis heute tragen wir an dieser Schuld
und erleben immer wieder die Kraftlosigkeit
unserer Worte und Taten;
denn die Herzen der Kinder
sind nicht näher bei Dir als die ihrer Eltern.
Auch heute schweigen wir,
wenn gequälte Menschen schreien,
wenden uns ab von denen, die Hilfe brauchen.

So ist Deine Kirche ein Totenfeld, ein dürres Land.
Nur Dein Geist kann uns zu neuem Leben erwecken.
Und wie Du willst, dass aus Schwerter Pflugscharen werden,
so erschaffe Dir aus unseren toten Herzen
Werkzeuge Deiner Liebe und Gerechtigkeit,
damit die Verfolgten unserer Tage
Fürsprache und Zuflucht finden,
bevor es zu spät ist,
und das Licht Jesu nicht durch uns verdunkelt werde,
sondern allen leuchten, die im Dunkeln wohnen.