Heiligabend


Durch den Mund der Engel
bereitest Du Dir selbst ein Loblied
und nimmst uns zugleich die Furcht
vor der Begegnung mit Dir.
In dieser Nacht öffnest Du uns Dein Herz,
Du, der „Gott mit uns“;
nicht mit unseren Waffen und unseren Ideologien,
sondern mit unseren Mühen und Lasten,
mit unserm Wunsch zu leben.
Ehre sei Dir, Du Gott in der Höhe,
denn fortan lebst Du mit uns in der Tiefe.
Ein Kind ist Deine Antwort
auf unsere Fragen nach Dir.
Jesus, vom ersten Tag an geliebt und geHasst
bis zu dem Tag von Golgatha.

Weil Du uns diesen Heiland geschenkt hast –
und keinen anderen,
bitten wir Dich um Anteil
an der Freude dieser Heiligen Nacht.

– damit wir die Kinder in dieser Welt
willkommen heißen, wie es Dein Wille ist,
um ihretwillen Brot und Vorrechte teilen,
Frieden schaffen und die Schöpfung
als ihr Erbe bewahren;

– damit wir uns nicht blenden Lassen
vom Glanz unserer Kirchen
und dem Reiz käuflicher Freude,
sondern den Spuren von Hirten und Krippe nachgehen,
hier, wo wir leben und rund um den Erdball.

Wir beten zu Dir für die Mitmenschen,
denen unser Weihnachten unerträglich geworden ist,
weil sie tote Traditionen durchschauen
und selber ohne Hoffnung sind.

Wir beten für unsere Schwestern und Brüder,
die Vereinsamten, die Lebensmüden, die Abhängigen,
die Strafgefangenen, die Aids-Infizierten,
die Langzeitarbeitslosen,
die misshandelten Kinder und Frauen,
die von Abschiebung Bedrohten,
die Opfer der Kriege,
die im Stich gelassenen Jugendlichen.

Schenke Du ihnen,
was unsere Weihnachtstradition nicht geben kann:
ein Zeichen Deiner Liebe, so unwiderstehlich
wie das Kind in der Krippe.

Schließlich beten wir für uns selber:
gib uns Deinen Frieden,
damit wir die Botschaft dieser Nacht
in unserem Herzen bewegen wie Maria
und daraus die Kraft empfangen,
dem Ruf Jesu zu folgen,
wann immer wir seine Stimme hören.