Jahreslosung 2010

Heiligabend, 24. Dezember 2009


Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“

(Johannes 14,1)

„Fürchtet euch nicht.“ Das ist der Satz, der die ganze Weihnachtsgeschichte erst ins Rollen bringt. Der Zuruf vom Himmel, der die Hirten erst empfänglich macht für Gottes Liebeserweis. Auf einer Weihnachtskarte, die ihr nachher mitnehmen könnt als Erinnerung an diesen Heiligabend 2009, steht genau so ein Satz. Aber er stammt nicht aus dem Mund der Engel. Er stammt aus dem Mund des erwachsenen Jesus. Er begleitet uns als biblische Jahreslosung 2010 durch den nächsten Lebensabschnitt: Jesus Christus spricht: „Euer Herz erschrecke nicht.“ Und weiter:„Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ (Johannes. 14,1)

„Euer Herz erschrecke nicht.“ Es zeugt schon von einem sehr dicken Fell, wenn uns der Schrecken der Zukunftsangst in diesem Jahr niemals in Herz und Glieder gefahren ist. In das Herz, das uns vor Schreck stehenbleiben kann.

Da sind persönliche Schicksalsschläge, von denen nur ihr wisst – und die, die euch am nächsten stehen. Aber da sind dann auch die Schreckensnachrichten, die uns alle miteinander eingestürmt sind, so zahlreich und dramatisch wie noch nie in diesem Jahrhundert: die Weltkrise des Mammon, von der wir eigentlich ja wissen, dass sie überhaupt noch nicht vorbei ist. Bei uns werden bald Hunderttausende den Arbeits­platz verlieren – und in der armen Welt findet der nackte Hunger hunderte Millionen neuer Opfer. Die Gewissheit, nach Jahren der Selbsttäuschung, dass wir Bürgerinnen und Bürger eines Landes sind, das Krieg führt – mit welchem Recht und welchem Ziel?

Die bitterböse Nachricht, dass wir auf die Politik einstweilen nicht zählen können, wenn es um den Schutz der elementarsten Lebensgrundlagen für unsere Kinder geht – wohl auch deshalb, weil die Mächtigen uns nicht zutrauen, dass wir bereit sind zu ändern, was sich ändern muss. „Euer Herz erschrecke nicht?“ Leicht gesagt. Mein Herz jedenfalls ist tief erschrocken, je mehr mein Verstand erfährt und begreift.

Darum trägt die biblische Jahreslosung 2010 nur, wenn wir sie mit ihrem ganzen Wortlaut in unser Herz aufnehmen. „Jesus Christus sagt: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ „Schreck lass nach“, pflegte meine Oma zu sagen, wenn sie sich an ein unverhofftes großes Problem heranmachen musste. Schreck lass nach – das passiert, wenn ich nicht länger Untertan der schrecklichen Mächte bleibe. Z.B. „Ihr könnt nicht Gott dienen – und dem Mammon“, auch das O-Ton Jesus. „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen,“ noch so eine Jesus-Alternative.

Die Schreckensmeldungen unserer Zeit müssen uns nicht lähmen, wie der giftige Biss der Spinne ihre Beute. Wir können unserem Leben eine andere Richtung, ein anderes Grundgesetz geben. Die Krippe, das Kreuz und die Osterbotschaft stehen für diese Einladung. Gott handelt nicht wie die Machthaber, die darauf warten, dass die anderen den ersten Schritt tun. Er tritt in volle Vorleistung. Wir nennen das „Verge­bung der Sünden.“ Vor Gott hat unser Herz keinen Grund mehr, vor Schreck stehen zu bleiben. Die Kraft unserer Herzen kann dem dienen, was unsere Zeit braucht: Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Die Weihnachtsmotive gehören zu der Eine-Welt-Krippe, die 2004 in der Markuskirche gestanden hat.