Die Liebeserklärung

Heiligabend, 24. Dezember 2004

(Kurzansprache zum Krippenspiel – Textbezug Lukas 2,1-21 und Matthäus2,1-12)

Wir wissen Bescheid. Denkt nicht, das ist doch selbstverständlich. Die Mehrzahl unserer Landsleute kann die Frage nach dem eigentlichen Anlass von Heiligabend und Weihnachten nicht richtig beantworten.

Wir hier wissen aber Bescheid. Die Mädchen und Jungen haben uns die Ereignisse um die Geburt Jesu von Nazareth gerade im Krippenspiel in Erinnerung gerufen. Ihr Spiel fasste die Geschichte von der Geburt in Bethlehem, den Hirten und Engeln aus dem Lukas-Evangelium zusammen mit der Erzählung von den orientalischen Weisen und ihrem Leitstern aus dem Matthäus-Evangelium.

Falls also gleich ein Reporter vor der Kirche stehen sollte, um euch zu fragen, was es zu feiern gibt: nicht die deutsche Familie, nicht ein gegenüber 2003 leicht verbesser­tes Weihnachtsgeschäft, sondern die Geburt Jesu von Nazareth, des Sohnes der Maria und des Josef; in der Stunde seiner Geburt von Engelchören ausgerufen zum Heiland, zur lebendigen Erfüllung all dessen, was Gott versprochen hat.

Wir wissen Bescheid über den Anlass von Weihnachten. Weihnachten erleben ist mehr. Das eine nennen wir heutzutage in der Umgangssprache eine Info. Wir könnten in einem Fernsehquiz der einfachsten Schwierigkeitsstufe die Frage nach dem Anlass von Weihnachten richtig beantworten. Das andere unterscheidet sich von dieser Info wie eine Kontonummer von einer Liebeserklärung.

Liebeserklärung, das ist es. Himmelserscheinungen, Engelchöre, fromme Astrologie, der Stern von Bethlehem, alles ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Zu dem Zweck, dass Menschen die Liebeserklärung Gottes hören und ihr Vertrauen schenken.

Das ist das Weihnachtsgeschenk an Hirten und Weise, auch an die Eltern dieses Kindes: sie lassen sich die Liebeserklärung Gottes gefallen. Die Hirten, so ziemlich die letzten in ihrer Gesellschaftsordnung, werden die ersten, die die neue Grundregel des Reiches Gottes verkünden: die Letzten werden die Ersten sein.

Und die andere Gruppe, die Vertreter der geistigen Elite ihrer Zeit, machen dieselbe Erfahrung. Auch sie lassen sich überwältigen von der Entdeckung, dass Gottes Weg zu den Menschen in einer Hütte beginnt, und nicht im Palast. Das ist keine Weih­nachts-Info, für sie wird es zur Freude pur.

Vielleicht ist es Geschmackssache, ob wir uns mit dem Herzen lieber den Hirten oder den Weisen anschließen würden. Praktische einfache Menschen oder studierte einfache Menschen. Denn in beiden Gruppen werden wir mehr entdecken als die Info über den historischen Anlass von Weihnachten.

Gott macht mir doch wirklich und wahrhaftig eine Liebeserklärung, ohne dass ich mir erklären kann, wie er dazu kommt. Schließlich kenne ich mich ja. Gottes Liebe verändert den Wert meines Lebens. Eine Aufwertung, die durch nichts zu übertreffen ist. Eine Aufwertung, die mir neue Wege im Leben öffnet, so wie den Hirten, den Weisen – und allen anderen, die das Glück einer Begegnung mit Jesus hatten und haben.

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